Splitter im Herz Teil 6


Jassniza erwachte. Das erste was sie sah, war der Bärenschädel der sie direkt anstarre und der nass vom Blut ihres Vaters war. Ruckartig setzte sie sich auf und blickte sich um. Der Splitter in ihrem Herz summte ein dumpfes Lied. Neben dem Bett lag Nostrula. Der verzierte Griff des Schwertes ragte aus seinem Allerwertesten. Seine gebrochenen Augen schielten auf die Schwertspitze, die aus seinem Schandmaul ragte.
„Du mieses Schwein!“, schrie sie den Leichnam an. „Das ist noch nicht das Ende!“
Mit Eleganz schritt sie zu ihm und zog der Leiche die Klinge aus dem Leib. Gurgelnd entwich eine stinkende Flüssigkeit. Jassniza wendete sich angewidert ab. Dann aber, atmete sie tief ein und schlug dem Kadaver den Kopf ab. Sie hob ihn hoch und ging zu einem Tisch im hinteren Teil der Höhle. An den Haaren gepackt schlug sie den Kopf auf die Platte und schnaubte. Mit einer Armbewegung wischte sie die Gegenstände vom Tisch. Polternd rollten sie im Raum umher. Sie zog die Lippen hoch. „Wir werden ja sehen, ob du immer noch so geil bist, wenn ich dich zurück ins Dasein bringe, Dreckschwein, verdammtes!“
Jassniza spuckte dem Schädel ins Gesicht. Dann zog sie ein kleines Messer zwischen ihren vorzüglichen Brüsten hervor, dessen Griff wie zwei gespreizte Flügel geformt war, so das es nicht beim tragen in ihren Schritt rutschte. Langsam begann sie die Haut von den Knochen zu schälen.
Zwei Stunden später war das grausige Werk getan. Der Schädel war gehäutet, das Fleisch entfernt und das Hirn und die anderen Innereien entnommen. Zwar klebte hier und da noch etwas an den bleichen Knochen doch das war nicht entscheidend für die Zeremonie, die anstand.
Rasch hatte Jassniza alles besorgt, was sie brauchte. Das Blut eines Unbescholtenen hatte ihr toter Vater beigesteuert. Für die Träne einer Jungfrau hatte sie persönlich beigetragen. Der ganze Kräuterkram wuchs in ihrem Garten vor der Höhle. Schüsseln, Gläser, Stößel, lagen bereit. Kurz darauf hatte Jassniza einen Trank bereitet, dessen Duft abscheulich war und einem zu Kopf stieg. Das abgeschnittene Fleisch und das Hirn Nostrulas waren zu Brei verkocht worden und dem Sud hinzugefügt worden. Feierlich sprach die Königin von Leth’Nar einen Spruch und ließ den dünnen Nekro-Brei über den Schädel laufen. Wie ein zweite Haut umschloss die zähe Masse den Totenkopf.
„Hier und Jetzt, hier und jetzt...Nartaralanderuton Schwavelos.“ Die Sätze flossen wie von selbst aus ihrem Mund. Die von Frauen, geheim gehaltene Liturgie ließ die junge Königin schwitzen. Ihre Mutter war eine der „Verborgenen“ gewesen.
Von ihr hatte Jassniza dunkle Praktiken gelernt, doch bisher verschmäht. Ihr Hass auf Nostrula hatte sie so weit getrieben. Und der Hass auf ihre Schwestern!
Plötzlich begann der Schleim über den Augenhöhlen des Schädels Blasen zu schlagen. Sie platzten auf und gaben winzige gedämpfte Schreie Nostrulas frei. Jassniza bebte vor Zorn. Sie griff zu der Schüssel mit Wildschwein-Urin und schleuderte die streng riechende Flüssigkeit in das Gesicht des Toten. Es zischte und der mit Brei überzogene Mund öffnete sich und stieß einen Markerschütternden Schrei aus, so das der Schleim in Jassnizas Gesicht spritzte. Angewidert spuckte sie aus und beugte sich nahe an die Fratze Nostrulas.
„Sprich Verlorener! Was haben meine unheiligen Schwestern mit den Kristallsplittern vor?
„ Hure, verfluchte, was willst du noch von mir? Soll mein Schädel dich in Ekstase lecken?“ In den Augenhöhlen erschein jeweils eine Miniatur von Nostrulas Gesicht. Er streckte seine ekelige Zunge heraus und lies sie kreisen. Schaum lief von seinen vier Mundwinkeln in die Nasenöffnungen des Schädels. Jassniza stach mit dem Messer in beide Augen und zerstörte die kleinen Gesichter. Wieder stiegen Blasen hervor, mit Schreien gefüllt und dampfend.
„Sprich!“ sagte sie nur.
„Die Qualen, die ich erleide, sind nicht zu steigern. Ich bin dort, wo das Feuer nicht erlischt und der Wurm nicht stirbt. Fick dich, Schlampe!“ Nostrula erbrach sich. Aus seinem inneren ergoss sich der Eiter seiner Schuld. Darauf hatte Jassniza nur gewartet. Hastig griff sie nach einer Edelstahl- Thermoskanne und fing das begehrte Gut auf. Dann nahm sie einen Speer und rammte Nostrulas Kopf auf dessen Spitze. Dieser röchelte ununterbrochen als sie sich mit dem Speer und der Kanne, aus der Höhle auf den Weg zu ihren Schwestern machte.


Die schwere Eichentür barst mit einem satten Sound. Die eisernen Beschläge fegten durch den Raum und fegten die alten Heftromane und andere Utensilien Abaras von den Tischen. Glas splitterte, Papier riss. Eine Gruppe von vier Eispiraten trat in den Privatbereich der Klippenbastei ein. Angeführt wurden sie von Gaugaugalos-Rupptus persönlich. Während seine Lakaien sich umsahen, lehnte er sich aus dem großen Fenster, durch das Abara die Eisjägerschiffe erblickt hatte. Der Anblick der vielen zerstörten Schiffe ließ ihn brummen. Seine Mannen hatten den Sieg der brutalen Schlacht, durch ihre Überzahl errungen. Man hatte den geheimen Eingang zur Bastei durch Zufall entdeckt. Abara hatte wohl in seiner Eile vergessen, den Baumstumpf zurück zu klappen.
„ Wir werden diese verschissene Kackinsel dem Erdboden gleichmachen. Wir werden den Grund und Boden schänden und seine Bewohner ausradieren. Ich bin gewillt jedes Lebewesen hier zu foltern um den Kristall zu finden. Und die beiden Nosfera Ernie und Beh’ert werden in die Welt der Schmerzen eingehen, während unsere Hunde sich an ihnen vergehen!“
Jemand hinter ihm räusperte sich verlegen. G.R. drehte sich und sah Landrot in die Augen. Dieser versuchte zu lächeln, doch es wurde nur eine Fratze.
“Verzeiht, das ich eure Zukunftspläne etwas aufschieben muss.“ Er hielt einen Stoß Skizzen in der Hand und reichte ihn Gaugaugalos-Rupptus. „ Anscheinend sind nicht nur wir scharf auf den größten der Kristalle. Seht selbst, hier.“ Er deutete auf eine der Zeichnungen. Darauf waren Versuche aufgezeichnet, 17 oder 18 verschiedene Kristalle so anzuordnen, dass daraus eine seltsame Skulptur entstand. Vier verschiedene Varianten waren auf Papier gebracht worden. Gedanken des Zeichners waren am Rand der Blätter hingeschmiert und teilweise unterstrichen worden. Beim Anblick der dritten Skizze erschrak G.R und er traute seinen Augen nicht.
“Chan-tar-teen!”, gurgelte er entsetzt. Die Kristalle waren so angeordnet, das ein Gesicht zu erahnen war. Dieses Gesicht erinnerte ihn an die Träume, die ihn vor Jahren, als der Kristall noch unter seinem Herzen eingenäht war, quälten.
Landrot sah G.R.s Augen glasig werden und verstand. Sein Boss dachte wieder an die alten Zeiten vor dem „Kaiserschnitt“.
( Traum(a) von G.R. )
Die nackte Sin-tek lächelte verschmilzt und wippte frech auf dem Ast, auf dem sie saß. Ihr langes braunes Haar bedeckte ihre Brustwarzen. Das berauschend schöne Gesicht blickte voller Zuneigung auf Gaugaugalos-Rupptus. Ihr Katzenartiger Schweif wedelte verführerisch. G.R. lachte hell auf und blickte in ihre tiefen Augen.
“ Du glaubst ich fall auf deinen Trick rein und schaue dir in den Schritt? Ich bin über euch Sin-tek informiert! Ihr tötet eure Stecher nach dem Abenteuer, das ihr versprecht. Aber G.R. ist gewappnet!“ Mit einem blitzschnellen Schwerthieb hatte er den Kopf der nackten vom Hals geschlagen. Ihr entsetzlich erotischer Körper fiel vom Ast und zuckte leicht. Selbst jetzt, ohne Kopf, musste G.R. sich beherrschen, sich nicht an ihr zu vergehen. Er sah sich um. Wo eine dieser Kannibalenhuren war, da waren noch mehrere. Die Sin-tek ließen sich nicht lumpen, wenn’s um frisches Fleisch und Samen ging. Er kannte diesen Traum. Oft genug war er auf diese Schlampen hereingefallen und war getötet worden, manchmal schon während des Stelldicheins. Jetzt hieß es aufpassen, bevor sie ihre besten „Modele“ schickten. Noch wenige Minuten und SIE würde erscheinen. Der weibliche Geist des Kristalls. Nur wenn er stark war und der Versuchung wiederstand, würde Chan-tar-teen erscheinen. G.R. schwebte zwei Fuß über dem Waldboden. Das Gesicht seiner Mutter, unruhige Bilder, Geräusche. Wachte er etwa auf und alles war umsonst? Er versuchte sich zu entspannen. Der Kristall in seinem Bauch summte leicht und verursachte Sodbrennen.
Dann war SIE da.

Sie kam in den Farben des Himmels und der Luft.
Sie war überall.
Sie war, wie ein Regenbogen.
“Große Mutter des Kristalls, meine Liebe zu euch ist stark wie der Tod!“ G.R. erbebte vor Ekstase. Aus allen Richtungen flogen Pollen und Samenkapseln der Waldfauna heran und formten sich vor G.R. zu einer weiblichen Figur. Diese transformierte sich zu der leibhaftigen Chan-tar-teen. Gerade, als er vor Entzückung anfangen wollte zu singen, lächelte sie in an und sagte: „Wenn du schläfst, bist du richtig niedlich. G.R., der Folterer ist in Wirklichkeit ein kleiner Junge mit feuchten Träumen.“
Der Mutter des Kristalls war es nur möglich Kontakt mit fleischlichen Wesen aufzunehmen, wenn diese in ihrer Traumwelt empfänglich für ihre extrem weiblichen Auftritte waren. G.R. war es. Während er mit seiner Latte im Zelt schlief, sprach im Traum Chan-tar-teen zu ihm.
Gaugaugalos-Rupptus fuhr hoch. Landrot stand ihm immer noch gegenüber. Die Erinnerung an seine Träume hatte G.R. weggetreten.
“Chan-tar-teen”, stöhnte er. „ Wir müssen weiter. Die Diebe meines Kristalls sind auf dieser Insel. Ich werde sie ausweiden!“ Er verließ die Bastei schnaubend. Landrot trottete hinter ihm her.

„ Der Gauleiter von Idon’et-noo wird sich hoffentlich der Lage, in der er sich befindet bewust. Die Eispiraten werden sich mit Leth’Nar nicht begnügen und weiter ins Landesinnere vorstoßen. Zu groß ist der Reichtum von Idon’et-noo. Nur wenn er sich mit unseren Truppen verbündet, werden wir siegen.“
Ol’gar schürzte die Lippen. Die königliche Schwester war ordinär wie eine Fritten-Nutte aus Gonza. Allerdings sah sie weitaus besser aus. Sie lehnte an einer prunkvollen Säule des Schlafzimmers ihrer Schwester Agne. Trotz des kühlen Marmors auf dem Boden war sie barfuss. Agne saß auf einem ebenso prunkvollen Sessel und pflegte ihre Fingernägel. Auf dem riesigen Bett lag Nata’scha auf dem Bauch und hatte die Beine angewinkelt. Mit den Händen stützte sie ihr Kinn. Kitty, die jüngste kämmte sich das lange blonde Haar.
“ Nos ist sicher schon angekommen und hat unsere Botschaft übermittelt. Wird Zeit, das er zurück kommt und mich ein bisschen durchs Bett schubst.“ Durch den Spiegel sah sie zu Ol’gar. Kitty wusste, wie sie ihre Schwestern ärgern konnte. Jede von ihnen dachte, sie wäre die schönste und natürlich die einzigste, bei der Nos nichts vortäuschte. Nur ihr war es egal. Die halbe Wachmannschaft favorisierte sie. Ihre erotischen Rollenspiele waren sehr beliebt im Castel. Manchmal glaubte sie, Macht bedeute hier, wie viel Personal sie im Bett verwöhnte. Ihre Schwester, Königin Jassniza, hatte diese Macht allerdings durch Würde erlangt, was Kitty nachdenklich stimmte. Hatte sich im Schwestern-Flügel des Castels eine verdorbene Sub-Regierung von Leth’Nar gebildet? Kitty war die jüngste, und hatte sich früh ihre Schwestern, die ständig um sie herum waren, zum Beispiel genommen. Jassniza war durch ihren Job als Königin sehr eingebunden und hatte nicht viel Zeit für sie gehabt. Die Neidischen Schwestern hatten sie schnell verzogen. Schon allein aus purer Langeweile, wurde hier gevögelt, was das Zeug hielt. Selbst untereinander waren sie neidisch. Ganz zu Gunsten des männlichen Personals.
“Nos wird sicherlich besseres zu tun haben“, antwortete Agne giftig. Die vier Schwestern hatten sich versammelt um über das, was mit den Kristallsplittern passieren sollte, sobald sie eingetroffen waren, zu sprechen. Sie hatten alles über lange Zeit vorbereitet. Der Zusammenführung der Splitterteile stand nichts mehr im Wege. Die komplizierte Maschine zur Vereinigung der einzelnen Splitter war fertig gestellt. Ihr Vater hatte die Pläne gezeichnet und gutaussehende Konstrukteure hatten über Monate hinweg die schwer zu bekommenden Materialien verarbeitet. In den Kellergewölben des Castels befand sich ein Bunker aus Altvorderen Zeiten. Hier waren die seltsamsten Dinge gelagert worden. Die Menschen aus der grauen Vorzeit mussten einen seltsamen Drang verspürt haben, diese Dinge vor der Katastrophe zu retten. Gut für Leth’Nar! Jedenfalls hatte man den ganzen unbrauchbaren Kram rausgeschmissen und den Platz für die Maschine bereitgestellt. Trotz des immensen Bettgeflüsters im Castel, war der Bunker nur eingeweihten bekannt. Ihr Vater war der einzigste, der die Maschine bedienen konnte.
Während sie eine Zeitlang ruhig dasaßen, krachte plötzlich etwas gegen die Tür. Mit einem weiteren Schlag flog sie auf und schlug gegen die Wand. Erschrocken blickten alle auf den Durchgang. Dort stand Jassniza, einen Speer in der Hand, auf dem ein Totenschädel aufgespießt war. Dieser röchelte ununterbrochen, sabberte graugrünen Schleim und als er mit seinen leeren Augen die Schwestern erblickte, fing er an viehisch zu lachen.
“ Har harhahrg, die sündige Bumsallianz ist versammelt um den Gnadenstoß des Versagens zu empfangen. Aber tröstet euch, auch ich bin dahingerafft. Ich w....“
“ Schweig!“
Mit einem harten, unbeherrschten Hieb, schlug Jassniza den Schädel vom Speer, so dass er polternd in eine Ecke rollte. Er blieb im schweren Brokatvorhang hängen und lachte weiter. Es hörte sich an, als würde ein Wahnsinniger in sein Kopfkissen weinen.
“ Diese Stimme!“, zitterte Kitty. Eine grausame Erkenntnis wurde ihr Zuteil. Nostrula!
Jassnizas Augen funkelten. Breitbeinig stand sie im Zimmer, den Speer aufgestellt und mit bebender Stimme sagte sie: „Warum habt ihr es ihm verraten?“
“Aber was den verraten?“, Agne ging ein paar schritte zurück. Sie versuchte zu lächeln. Vorsichtig tastete sie hinter sich um nicht irgend wo dran zu stoßen. Sie hatte noch nicht begriffen, was das alles bedeutete. Nur langsam stieg in ihrem mannstollen, vom neid zerfressenem Hirn, die Wahrheit empor.
“Schwesterlein!“ Nata’scha ging mit ausgebreiteten Armen auf Jassniza zu, „Hast du uns aber erschreckt“. Sie lächelte krampfhaft. So abgebrüht wie sie war, so kühl hatte sie auch schnell die Situation erfasst. Die Dinge waren anders gekommen. Das Spiel war aus! Durch diesen Spaltengeilen Schwachkopf Nostrula, war alles außer Kontrolle geraten. Die Eispiraten würden Leth’Nar einstampfen. Niemand würde sie aufhalten. Das Kristallprojekt war gestorben. Die Verschmelzung der Mächtigen Steine würde nie stattfinden, und die Mutter des Kristalls war weiterhin gefangen. Auch den sexgeilen Schwestern war die Kristallmutter in ihren Träumen erschienen. Kein Wunder!
“Komm, setz dich zu uns.“
“Bleib stehen!“, herrschte die Königin ihre Schwester an. Sie trank hastig einen Schluck des Tranks, den sie in einem kleinen Schlauch umhängen hatte. Der Kristall in ihrem Herzen summte prickelnd.
“Wer?“, fragte sie erneut. Unter dem schweren Vorhang wieherte Nos wie Pferd.
“Agne, Agne!“, brüllte er und der Schädel wackelte auf dem Marmor hin und her.
Agne rannte plötzlich in die Ecke und trat nach Nostrulas Kopf.
“Halts Maul, du armer Irrer !“, schrie sie und stampfte wie im Wahn auf dem Schädel herum. Dieser barst in einem nassen Krachen. Das Lachen, wiehern und blöken erstarb. Schluchzend trat Agne noch ein paar mal auf den zerbrochenen Kopf, bevor sie sich langsam zu Jassniza umdrehte. Angst stand ihr in den Augen.
“Du glaubst das doch nicht wirklich, oder? Komm schon, wir sind Schwestern. Gut, der Sack hat mich gefickt, aber ich würde doch niemals meine Schwester verraten...“
Während sie sprach versuchte Kitty langsam von hinten an Jassniza heran zu schleichen. Nata’scha stand da wie angegossen. Jassniza kramte die Termskanne raus.
“Kitty, komm zu mir!“
Kitty erstarrte.
“Kitty, ich bitte dich, trink den Eiter der Schuld. Wenn du nicht daran verreckst, verschone ich dein Leben!“ Jassniza drehte sich zu ihr um. Kitty wusste,was sie damit meinte. Sie hatte vor Jahren einmal heimlich beobachtet, wie Mutter mit Jassniza zusammen im Wald geheime Zaubereien ausprobiert hatten. In den darauffolgenden Wochen war sie immer öfter den beiden hinterher geschlichen. Eines Tages, hörte sie, wie Mutter ihrer Schwester das Geheimnis des Eiters der Schuld erklärte.
“ Du musst den Eiter einer so wie so verdammten Kreatur entreißen. Diese wird zwar unvorstellbare Qualen leiden, aber mit dem Eiter erkaufst du die Seele einer verlorenen, die du nicht verlieren willst. Allein die Unverfrorenheit dieses Zaubers, macht ihn so gefährlich. Du greifst ein, in die Gefüge der Schöpfung und tauscht zwei winzige Zahnräder miteinander aus. Ob sie sich einfügen lassen, wird die zeit zeigen...Ich selbst habe einst so deinem Vater das Leben gerettet.“
Kitty verstand. Jassniza gab ihr eine letzte Chance. Doch würde sie den Trank überleben? Würde sich das Zahnrad einfügen oder würde es zerspringen und aufgerieben werden im Getriebe des Universums?
Nata’scha stürzte nach vorne und fiel Jassniza in den Rücken.
“Schnell, das Messer!“, schrie sie Kitty an. Kitty blieb stehen.
“Los, mach schon. Das Messer, verdammt!“ Sie lag auf der Königin und drückte deren Arme nach unten. Ihr zartes Samtkleid riss auf ihrem Rücken und rutschte über ihre Arme auf Jassniza. Nackt kniete sie sich auf die Unterarme Jassnizas.
Kitty rannte zur Truhe und griff nach dem Messer. Ihr Geist brachte die Kraftanstrengung, sich zu entscheiden, nicht mehr fertig. Sie warf das Messer Nata’scha zu und fiel heulend auf die Knie. Warum nur, hatte sie nicht wiederstanden? Die nackte Aristokratenschlampe griff die Waffe und wollte sie ihrer Schwester in den Unterleib rammen, als eine Ladung Schrot sie von ihrem Opfer riss. Schreiend rutschte sie über den Marmor und blieb gurgelnd liegen. Jassniza wischte sich das blutbespritzte Samtkleid aus dem Gesicht und rollte sich zur Seite. Eine weitere Schrot riss Kitty von den Füssen und aufs Bett. Der Knall des Schusses, quietschte in ihren Ohren. Ein Mann mit Rattenkopf trat zu Nata’scha und ein Hieb mit der Machete trennte ihren Kopf ab. Ein weiterer Schuss traf Jassniza ins Schulterblatt. Rückwärts fiel sie in den Brokatvorhang, der abriss und sie unter sich begrub. Agne schrie wie am Spieß, bis Landrot ihr in den Bauch schoss.
“ Die verdammten Schwestern sind hin. Wir sollten nicht allzu stürmisch vorgehen. Ich hätte sie gerne noch geschändet, diese Schlampen.“ Gaugaugalos-Rupptus trat ins Zimmer. Seine gedungenen Schurken waren ihm diesmal etwas zu hart rangegangen. Kitty stöhnte. Sie lag im sterben. Das Bett unter ihr sog das Blut aus ihrer Wunde gierig auf. Auch Agne blutet sich auf dem Boden, nicht weit vom Bett entfernt, aus.
„Pflegt sie ein paar Tage, bis sie wieder laut schreien können. Und passt das nächste Mal auf. Die Königin will ich Lebend. Möchte wissen wo sie nur steckt...“
Jassniza lag unter dem Vorhang und wagte kaum zu Atmen. Hatte man sie wirklich vergessen? Alles war sehr schnell gegangen. Da wurde der Vorhang zur Seite gerissen.
“Na, was haben wir den hier schönes?“ Ein Faustschlag ins Gesicht schickte sie ins Reich der Träume.


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Schwestern tragen keine Karos
Unerwartete Hoffnung
und endlich: Toki räumt ab

 

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