Hallo Stephanie!
Es wäre Nett von dir, wenn du uns einige Fragen zu deiner Person und deinem Schriftstellerischen Schaffen beantworten würdest. Du weißt ja, wir Fans/Leser lechzen immer nach Infos über die (besonders weiblichen) ;-)  Autoren.

Was reizt dich daran, an einer Serie wie "Maddrax" mitzuschreiben?

Abgesehen davon, dass ich eher als alle anderen Fans erfahre, wie's weitergeht?
Ich schildere mal den Moment am Computer, als die ersten Zeilen für "Das Kollektiv" entstanden: Plötzlich befindest du dich in einer fremden Welt. Du hast einen Zeitrahmen, ein Exposé und Figuren, die jeder schon kennt. Außer dir. Das nimmt dir den Atem, du spürst tausend Schmetterlinge im Bauch – und marschierst los, die wilden Ufer des Kratersees entlang. Irgendwann kommst du an einer Stelle vorbei, wo vielleicht noch etwas hinpassen könnte. Du erfindest ein neues Gewächs, "pflanzt" es ein und siehst dich unwillkürlich nach den anderen Autoren um, denen diese Welt noch ganz allein gehört. Dann tippst du zum ersten Mal den Namen "Maddrax", keiner erhebt Einspruch – und da wird dir klar: Du bist hier in offizieller Mission unterwegs! Das ist ein tolles Gefühl.

Du und die anderen Autoren, Ihr erschafft für den Leser mit der Serie "Maddrax" eine dunkle, zerstörte Welt. Doch wie würdest du sie dir vorstellen, wenn wirklich ein Komet vom Schlage "Christopher-Floyds" mit der Erde kollidieren würde?

Ich halte es durchaus für möglich, dass jemand den Einschlag überlebt – wir sind ein zähes Gemüse – aber ich bezweifle, dass die Welt so vielseitig und spannend wäre wie von uns geschildert. Es wird eher auf ein tristes "Fressen und gefressen werden" - Szenario hinauslaufen, also ähnlich wie heute, nur ohne Maddrax, ohne Fernsehen, ohne Musik und ohne Leser. Will ich das erleben? Nein.

Und wie weit bist du in "Maddrax" involviert? Schreibst du lediglich einzelne Romane, oder bist du auch an der Entwicklung der Serie beteiligt?

Die Entwicklung der Serie als solche ist in besten Händen, und da sollte sie auch bleiben. Aber es versteht sich, dass jeder Autor seinen Ideenbeitrag leistet: Schließlich sind wir keine Konkurrenz – wir sind das Maddrax - Team!

Falls du nach Exposés schreiben musst: Lässt dies Dir als Autorin eigentlich noch genügend Handlungsspielraum, oder würdest du dir weiter ausgelegte Grenzen wünschen?

Normalerweise schreibe ich ein neues Projekt einfach an, ohne Exposé und ohne zu wissen, wie die Story endet. Sobald meine Figuren zu leben beginnen, lasse ich sie am langen Zügel laufen, das ist ungemein spannend und hat sich bewährt. Allerdings kann es vorkommen, dass aus der geplanten Kurzgeschichte ein ungeplanter 250-Seiten-Roman wird, und das geht natürlich nicht bei einer Serie mit festgelegter Seitenzahl und fortlaufender Handlung.
Außerdem würde Maddrax im Handumdrehen zum Liebling der Deutschen Telekom werden, gäbe es keine Exposés! Unzählige Anrufe und e Mails entnervter Autoren ("Hat jemand Aruula gesehen? Lebt Jacob Smythe noch?"), Gebühren ohne Ende, heilloses Durcheinander und tief enttäuschte Fans wären der Preis dieser Freiheit. Wer möchte das? Keiner. Aber die Exposés sind so angelegt, dass reichlich Spielraum vorhanden ist, und Michael Schönenbröcher lässt jederzeit mit sich reden.

Wie lange schreibst du durchschnittlich an einem Roman? Und was reizt dich an dieser Arbeit besonders? Die Recherche, das Entwickeln der Story-Grundzüge oder das Schreiben des Romans?

ür einen Roman brauche ich durchschnittlich acht Wochen – ich bin berufstätig und den ganzen Tag außer Haus, da bleiben nur einzelne Stunden und die Nächte. Was mich daran reizt? Schreiben ist mein Leben! Irgendwann an einem verregneten Novembermorgen, als der Rest meiner Klasse über einer Physikarbeit brütete, habe ich das Geheimnis der weißen Seiten entdeckt: Jenseits der Leere verbergen sich phantastische Welten! Ein paar Tropfen Tinte, ein Name, ein paar Sätze – und plötzlich läuft da jemand auf dem Papier herum! Eben noch war er nichts weiter als eine Buchstabenkombination – m, a, d, d, r, a, x – und im nächsten Moment bist du hektisch damit beschäftigt, ihn irgendwie von den Felsen da vorne weg zu bugsieren, hinter denen ein tödlicher Feind lauert... Nein, Arbeit ist das nicht. Es ist wunderbar.

Wie sieht denn ein gewöhnlicher Arbeitstag bei dir aus? Hast du eine bestimmte Einteilung, oder gehst du den Tag nach Lust und Laune an?

Schön wär's! Morgens um sieben, also zu absolut unchristlicher Zeit, setzt der Wecker sein Leben aufs Spiel und zerplärrt meine Träume. Solange es hell ist, treibe ich für Lukas und mich ein paar Taler ein, mit dem täglichen Frondienst im Büro. Dann reite ich der sinkenden Sonne entgegen nach Hause, werfe erst einen fassungslosen Blick auf den Lottoschein und anschließend mich selbst vor den Computer, besuche Maddrax am Kratersee und entschwinde zuletzt wieder dorthin, wo mein Wecker schon auf den nächsten Einsatz wartet. Hmm. Wenn ich so darüber nachdenke...

Woher nimmst du die Ideen für Deine Romane? Setzt du dich ins stille Kämmerlein, um darüber zu brüten, oder versuchst Du eher außerhalb der eigenen vier Wände etwas aufzuschnappen, das dann zu einem Konzept heranreift?

Mit guten Ideen ist es wie mit Pilzen – die besten findet man in der Stille und Abgeschiedenheit unbewohnter Gegenden. Und weil ich nicht jedesmal in den Wald laufen kann, wenn ich nach einer Idee suche, halte ich mich an meinem Schreibtisch fest. Er ist aus Holz. Das kommt aus dem Wald.

Es gibt viele Schriftsteller, die sich auf ein Fachgebiet oder Genre festlegen. Wie sieht das bei dir aus, wo siehst du Deine Stärken, wo Deine Schwächen?

Märchen, Fantasy und Abenteuer sind mein Spezialgebiet. Da fühle ich mich zu Hause, und ich liebe es sehr. Deshalb macht es auch solchen Spaß, bei Maddrax mitzuschreiben: seine Welt ist fremd – und düster – aber ihre Bausteine sind mir vertraut. Schwächen? Ich habe es noch nicht ausprobiert, aber es könnte sein, dass meine Version eines "Retten Sie mein Kind, Dr. Sommer!" -Liebesromanes aus den falschen Gründen zum Weinen wäre...

Gibt es eigentlich ein(en) Buch/Roman, von dem Du sagen würdest, das ist bisher mein Bester? Wenn ja, worin unterscheidet er sich für dich von Deinen anderen Werken?

Sollte ich je sagen " Das ist mein Bester!" und mich nicht auf den neuesten Roman beziehen, höre ich auf: Alles was nach dem Besten kommt, ist für mich zweite Wahl – und die möchte ich nicht produzieren. Es wäre auch ein Betrug am Leser, schließlich steht auf keinem Cover "Den hier kriegen Sie günstiger, ihren Besten haben Sie letzte Woche gekauft".

Wie war das eigentlich bei dir? Warst du selbst in Deiner Jugend ein Bücher- bzw. Heftroman-Narr? Was hast du so verschlungen?

SF fand ich, um es mit Spock zu sagen, immer schon "Faszinierend!", und so war ich in meiner Jugend viel in fernen Galaxien unterwegs.
Die Heimaturlaube habe ich mit Freunden aus akademischen und adeligen Kreisen verbracht: Dr. Frankenstein, Professor Zamorra und Graf Dracula. Sie passten zwar nicht zu Kyber und Kipling – geschweige denn zu meinen ersten eigenen Märchen, aber Bücherregale sind breit, und ich hatte mehr als eines.
Vom Zauber der Heftromane habe ich mich einfangen lassen, als ich neun war: Meine Großmutter kaufte ständig diese geheimnisvollen Heftchen mit dem Foto verliebter junger Paare darauf – sie schön, er reich –, und ich musste unbedingt herausfinden, was es da zu Schluchzen gab. Als ich es wusste, habe ich auch geheult und mich Professor Zamorra zugewandt. Eilends.

Hast du so etwas wie eine Top Ten unter Büchern anderer Schriftsteller oder Werke, die Du jederzeit weiter empfehlen würdest?

Was denn – kostenlose Werbung für die Konkurrenz? Nein, ich denke, dass die Restwelt ihre Top Ten nach eigenem Geschmack zusammenstellt und eher nicht auf eine Empfehlung meinerseits wartet. Hatte ich schon erwähnt, dass mein richtiger Name Reich-Ranicki ist?

Hast du schriftstellerische Vorbilder, von deren Schreibstil oder Erzählweise Du gelernt hast?

Ob ich was von ihnen gelernt habe, kann ich hoffen. Beurteilen muss es ein anderer: Ich bewundere Rudyard Kipling für die Kunst, einen Wasserfall so zu beschreiben, dass man ihn hört, Daphne du Maurier für den Überraschungseffekt, Wolfgang Borchert für die leisen Töne und – um Gotteswillen nicht zu vergessen – Ephraim Kishon für jedes einzelne Wort. Der Herr segne ihn! Er ist ein guter Mensch!

Gibt es eine Serie (Buch/Heft/TV), an der Du gerne mitschreiben würdest?

Highlander. Definitiv. Sofort.

Was machst du, wenn du einmal nicht vor dem PC sitzt, und deiner Phantasie freien Lauf lässt?

Dann stelle ich mir vor, ich würde gleich den Hausputz in Angriff nehmen. Und schon sitze ich wieder vor dem PC...

Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen.

 

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